Unser Dorfkirche, die nun schon mindestens 750 Jahre "auf dem Buckel" hat und von außen mit ihren Feldsteinmauern so einladend aussieht, ist leider innen ziemlich schmucklos und nicht sonderlich gemütlich.

Viel Ausschmückung wie in Kirchen unserer Nachbardörfer gab es hier wohl nie und das Wenige ist entweder der Kriegszeit zum Opfer gefallen, als die Kirche von der Roten Armee als Werkstatt genutzt wurde, oder den Umbauarbeiten Anfang der 1970er Jahre, als Modernität das oberste Gebot war. Spätestens in dieser Zeit ist der alte Kanzelaltar verschwunden und durch einen Altar und ein Lesepult aus Stahl und Holz ersetzt worden.
Hinzu kam eine kleine Schrankorgel, die zwar wegen ihres Klangs von den Organisten stets gelobt wird, aber leider auch nicht sehr ansprechend aussieht.
Die Bänke sind vermutlich aus der Nachkriegszeit. Die "Russen" hatten, um Platz zu schaffen, das Mobiliar vor die Kirche gestellt und wie alte Mehrower berichten, haben sich damals die Bauern aus Eiche die Bänke geholt.

Was es früher mal an Ausstattung gab, ist also leider verloren und die Mehrower haben sich mit dem jetzigen Mobiliar abgefunden. Bestrebungen, dieses durch neuzeitliches Mobiliar wie z.B. moderne Stühle zu ersetzen, gibt es zum Glück nicht.
Zwei Dinge waren und sind aber der kleinen Kirchengemeinde ein Dorn im Auge: Dass die Kirche wegen fehlender Sanitäranlagen im oder nahe dem Gebäude nur bedingt für die Kinder- und Jugendarbeit sowie für Veranstaltungen genutzt werden kann und dass es die meiste Zeit des Jahres trotz großen Heizaufwandes lausig kalt in der Kirche ist.

Das erste Problem lässt sich nicht so leicht und aus eigenen Kräften vermutlich gar nicht lösen. Die gewünschte Einrichtung von Sanitäranlagen bleibt wohl wegen der hohen Anschlusskosten noch eine ganze Zeit ein Wunschtraum.

Das Heizungsproblem drohte ebenfalls, "auf die lange Bank geschoben" zu werden, denn die übergeordnete kirchliche Dienststelle hat zwar selbst sehr kostspielige Heizungsvarianten wie Unterflur-Warmluftheizungen ins Spiel gebracht, aber stets die Anträge auf Kostenbeteiligung abgelehnt. Da hat man sich im Gemeindekirchenrat aufgerafft und beschlossen, das Problem aus eigener Kraft zu lösen. Ein bisschen Geld war schon angespart - das sollte doch für eine Sanierung der derzeitigen Heizung, bestehend aus Strahlern unter den Bänken, und für einen unterlüfteten Holzfußboden, der die Kälte von unten abhält, reichen.

Kaum war der Beschluss gefasst, rollte auch schon das erforderliche Material an. Herr Plume (Ahrensfelde), der sich sehr für unsere Kirchengemeinde engagiert, hatte schon fertige Pläne in der Tasche und hat kurzfristig Holz und Kabelage beschafft.

Was fehlte, waren nun noch ein paar Hände, die mit anpacken - beim Beräumen der Kirche, beim Verlegen der Dielen und schließlich beim Wiederaufstellen der Bänke. Mit Herrn Thiele und Herrn Eckelt fanden sich zwei, die zumindest schon mal einen Schraubenzieher in der Hand hatten und denen auch das Geräusch einer Bohrmaschine vertraut war.

Während Herr Plume sich daran machte, die Strahler unter den Bänken zu überarbeiten und mit neuen Lüsterklemmen und Kabeln zu versehen, machten sich die anderen Beiden daran, auf einem Lattengerüst den Dielenboden zu verlegen, Der soll nicht nur der Wärmeisolierung dienen, sondern auch den hässlich grauen, fleckigen Betonfußboden verdecken und den Kirchenraum optisch aufwerten.

Die viele Arbeit wäre nicht zu schaffen gewesen ohne die fürstliche Bewirtung der Arbeiter durch Frau Thiele mit feinen Schnittchen und Bau-typischen Getränken, sowie den Wirt des Mehrower Hofes, Herrn Herrmann, der das Mittagessen für die Arbeiter gesponsert hat.
Beiden sei dafür ein herzliches Dank gesagt, auch für die vielen Handgriffe, die sie nebenbei übernommen haben.

Der Wirt musste auch immer mit ran, wenn es darum ging, die einige Zentner schwere Orgel durch die Gegend zu tragen. Jeweils zusammen mit einem weiteren, eilends herbei gerufenen Helfer ähnlicher Statur (Kay Howaldt bzw. Steffen Ellsel) hat er das Instrument von einer Kirchenecke in die andere getragen und dabei erfahren müssen, wie schwer Musik ist. Auch Heiko Wieczorek war schnell zur Stelle, wenn er gebraucht wurde,

Mit so viel Hilfe gingen die Arbeiten zügig voran und bereits nach zwei Tagen (4./5. April) war fast der gesamte Kirchenraum mit Holzboden versehen.


Eigentlich hätte man bei Verzicht auf die übliche Bestuhlung am 6. April schon wieder Gottesdienst in der Kirche feiern können. Aber da niemand damit gerechnet hat, wurde statt dessen der Turmraum behelfsmäßig für den Gottesdienst eingerichtet. Dort war es dann auch so schön gemütlich und warm, dass alle meinten, dies wäre in den nächsten Wintern eine gute Alternative für den Kirchenraum - auch wenn der dann hoffentlich ein bisschen wärmer als bisher ist.


Dass der Turmraum jetzt so gut zu nutzen ist, hängt unter anderem an den Türen, die in den letzten Wochen teilweise verglast wurden und nun mehr Licht in den Raum lassen und ihn nicht mehr optisch so einengen.
Die Innentür des Turmeingangs und die Verbindungstür zur Kirche haben statt der bisherigen Holzfüllungen Glas-Einsätze aus dem Material (Antikglas) erhalten, das auch bei den Kirchenfenstern Verwendung gefunden hat.
Ausgeführt wurden diese Arbeiten sowie die Überholung der Außentür des Turmeingangs von der "Barnimer Feldmark" unter Leitung von Herrn Gatzke. Ihm und allen Beteiligten sei Dank für ihr Engagement gesagt.

Zurück zum Bretterboden etc.: Ideal wäre es gewesen, wenn man den gesamten Kirchenraum einheitlich und ohne Stufen hätte auslegen können. Aber das Problem ist in unserer Kirche die lichte Höhe unter der Empore, die nur zwei Meter beträgt.

Bernd Thiele hat damit kein Problem, aber es gibt jetzt schon Zeitgenossen, für die zwei Meter knapp bemessen sind, und bekanntlich wächst die Menschheit ...
Unter der Empore konnten schlecht die 6...7 cm für den Fußboden abgezweigt werden. Deshalb ist dort keine Dielung gelegt worden und im Mittelgang eine kleine Rampe gebaut worden, die einen stufenfreien Weg zu den Bänken und zum Altarraum ermöglicht.

Nach einer Sonderschicht am Sonntag Nachmittag war der Boden fertig und Herr Plume hat diesen dann im Laufe der Woche unterstützt von seiner Frau staubfrei gemacht und zweimal mit einem matt glänzenden Lack versehen, der dem Holz seine helle Farbe und Maserung belässt.



Am darauf folgenden Wochenende war dann Endspurt angesagt. Die Bänke, die ein paar Tage vor der Kirche ausharren mussten, wurden nun so gut als möglich gesäubert, geschliffen und von Frau Thiele und Frau Dr. Unger mit dunklem Holzöl gestrichen. Den Damen hat es Spaß gemacht und den Bänken hat es sehr gut getan: Das alte Holz mit all seinen Macken hat seine Natürlichkeit bewahrt.

Die frisch gestrichenen, dunkelbraunen Bänke bilden einen hervorragenden Kontrast zum (noch) hellen Fußboden und stehen nun auch exakt in Reih und Glied, was vorher nicht der Fall war. Viel Kleinkram gab's dann noch zu tun, aber das Gröbste war geschafft - eine Woche vor dem schon lange geplanten Konzert, das keinesfalls ausfallen sollte. Die Bänke waren noch auf dem Boden zu fixieren und mussten mehrmals geputzt und poliert werden, damit sich auch ja keiner der Besucher die Sachen schmutzig macht.

Für Herrn Plume, der drei Wochen lang fast täglich am Schaffen war, wurde es noch einmal eine aufreibende Woche, denn es waren noch ein paar von ihm erdachte technische Raffinessen zu realisieren, die eine variable Nutzung des Altarraumes ermöglichen sollen, so zum Beispiel die schwenkbaren Abgrenzungen zwischen den Bankreihen und dem Altarraum.

Zum Gottesdienst am 20. April, wenig mehr als zwei Wochen nach Beginn der Arbeiten, war alles fertig und am gleichen Tag konnten sich nachmittags zum Jazz-Konzert die Mehrower und ihre Gäste davon überzeugen, dass die ausgeführten Arbeiten keinesfalls geschadet haben.
Allen fleißigen Helfern, auch denen, deren Beitrag hier unerwähnt blieb, sei hiermit ganz herzlicher Dank gesagt. Es ist schön zu sehen, dass sich so viele für den Erhalt und die Verschönerung unserer Dorfkirche einsetzen.