Sie ist zwar kein Schmuckstück, aber man hat sich an sie gewöhnt: Die Mauer rings um den alten Mehrower Friedhof.
Wenn man aus Richtung Ahrensfelde kommt, versperrt sie zwar den Blick auf unsere schöne Dorfkirche und die Reste des Friedhofes, aber sie hat auch was Imposantes und läßt den zentralen Punkt unseres Dorfes an manchen Stellen wie eine Festung erscheinen. So recht kann man es sich nicht vorstellen, wie unsere Dorfmitte aussieht, wenn sie einmal nicht mehr da ist.

Aber der Zahn der Zeit hat an ihr genagt und noch viel mehr offenbar der Straßendreck sowie Streusalz und Lauge, die im Winter auf die Straße gekippt werden. Bis zur halben Höhe sind die Mauersteine vom Umweltdreck zerfressen und wenig ansehnlich.

Auch dem Ziermauerwerk am oberen Rand haben Wind und Wetter zugesetzt.
Am Friedhofseingang ortsauswärts mußte gar schon mal ein großes Stück ersetzt werden, das zwar ganz ordentlich aussieht, aber gar nicht zum Rest paßt.

Ein viel größeres Problem zeigt sich aber auf der Innenseite der Mauer. Dort reicht das Erdreich über fast die ganze Strecke bis zur halben Mauerhöhe und teilweise sogar noch höher. Da lastet ein gewaltiger Druck auf der Mauer und es ist kein Wunder, daß sie sich an manchen Stellen schon bedrohlich zur Straße neigt. Es ist vielmehr einem Wunder (oder der Baukunst unserer Vorfahren) zu verdanken, daß sie nicht schon gerissen und in Richtung Straße gekippt ist. Damit ist aber irgendwann zu rechnen, wenn nichts passiert.

Völlig überraschend hat nun der "Regionalpark Barnimer Feldmark" ein Truppe Bauarbeiter ("Ein-Euro-Jober" ?) nach Mehrow geschickt, um die Mauer in Ordnung zu bringen. Und das soll zum Glück kein Flickwerk werden, sondern ein grundhafter Neubau.
Am 5. Juli 2006 sprach sich das 'rum, am nächsten Tag war der Denkmalschützer des Kreises (Herr Gabsch) in Mehrow, um die Mauer in Augenschein zu nehmen und die Bauarbeiter einzuweisen, und am 10. Juli gingen die Arbeiten bereits los.


Die alte Mauer wird von Hand bis auf den Grund abgetragen und die noch brauchbaren Ziegelsteine werden vor Ort behauen und von Mörtel befreit, da sie in Blumberg bei der Rekonstruktion alter Fachwerkhäuser (u.a. für das Pfarrhaus und sein Nebengebäude) zum Einsatz kommen sollen. So finden unser schönen alten Mauersteine, um die es uns vielleicht noch Leid tun wird, wenigstens noch einen sinnvollen Verwendungszweck ...

Im ersten Schritt wird die Mauer erstmal nur bis zur Hälfte abgebrochen, damit das dahinter aufgestaute Erdreich nicht auf die Straße gespült wird - und sicher auch, weil das fürs Auge leichter zu ertragen ist.
Im zweiten Schritt kommt der Rest weg und das Erdreich wird dann gleich mit schwerer Technik so weit abgetragen, daß eine Schräge entsteht, die nicht mehr bis an die Mauer heranreicht, sondern durch einen etwa einen Meter breiten Kiesbettstreifen mit Drainage von dieser getrennt wird.

Mit diesem "Abstandshalter" soll verhindert werden, daß auch die neue Mauer, die wieder mit Ziegeln, aber nicht mehr so hoch ausgeführt wird, erneut dem Erddruck und der Erdfeuchtigkeit ausgesetzt ist.
Wenn das dann mal so weit ist (angeblich noch in diesem Jahr), dann wird man als Fußgänger nicht mehr ängstlich zur Seite schauen, ob die Mauer denn noch hält, bis man vorbei gegangen ist. Und als Autofahrer kann man dann vielleicht im Vorbeifahren einen Blick auf Kirche und Friedhof werfen.

Das klingt alles recht gut und die Hoffnung geht nun dahin, daß die Bauarbeiter zügig und sorgfältig arbeiten, damit wir nicht so lange eine Baustelle mitten im Dorf haben und die neue Friedhofsmauer dann auch wirklich ein Gewinn für unser Dorf ist.

Leider lag offenbar zwischen Idee und Inangriffnahme so wenig Zeit, daß sich die Betroffenen keine Gedanken machen konnten, wie man noch zusätzlichen Nutzen aus den lobenswerten Arbeiten ziehen kann. Nun sprudelt es an guten Vorschlägen, die sich aber kaum kurzfristig umsetzen lassen. So gibt es seitens unseres (Ortsteil-) Bürgermeisters den Vorschlag, die Mauer ein Stück zurück zu setzen, um neben der Dorfstraße Platz für einen dringend benötigten kombinierten Rad-/Fußweg zu schaffen.

Die Kirchengemeinde wäre dem Vernehmen nach bereit, den dafür erforderlichen Streifen des Kirchengrundstücks kostenfrei abzutreten, ist aber verständlicherweise nicht gewillt, die damit einhergehenden Vermessungskosten zu tragen. Die Gemeinde hat aber dafür und für den Bau des Rad-/Fußweges auch kein Geld (oder zumindest keins eingeplant), so daß wohl daraus nichts wird - das ließe sich bei den bürokratischen Hürden für solche Bauvorhaben bestimmt auch nicht in angemessener Zeit umsetzen. Und viel würde es ja auch nicht bringen, da ja der Besitzer des alten Gutshauses gerade seine Mauer auf die Grundstücksgrenze gesetzt hat und spätestens vor seinem Grundstück Schluß mit einem breiten Weg wäre. Wären das Friedhofsmauer-Bauvorhaben und die Idee eines Rad-/Fußweges ein paar Wochen eher zur Sprache gekommen, hätte der Gutshaus-Besitzer bestimmt mit sich reden lassen und zugunsten eines Weges auch seine Mauer ein Stück zurück gesetzt.

Als bekannt wurde, daß die Friedhofsmauer abgerissen wird, haben wir (am 5. Juli 2006) schnell noch ein paar Bilder gemavht. Einige davon sind oben zu sehen, die ganze Sammlung findet sich hier.