Erste Ideen zu einem Festumzug anläßlich der 675-Jahr-Feier gab es bereits im Frühsommer 2001. Binnen einen Jahres ist dann manche Idee verworfen und dafür manch andere geboren worden. Das Resultat war dann aber nach allgemeinem Urteil weit besser, als das, was die man so erwartet hatte und erwarten konnte.

Dank des unermüdlichen Einsatzes vieler Mehrower und der tatkräftigen Hilfe aus den Nachbarorten ist ein sowohl wörtlich als auch sprichwörtlich sehr bunter Festumzug zu Stande gekommen. Und auch das Wetter war uns hold: während es am Vormittag noch ziemlich trübe und regnerisch aussah, gab es während des Umzugs am Nachmittag strahlenden Sonnenschein, der viele Einwohner und Besucher Mehrows an die Dorfstraße lockte.

Anhand des Begleittextes, den Bernd Thiele verfaßt hat und der von Herrn Dr. (med.) Unger und Herrn Kiesel vorgetragen wurde, sowie einigen Bildern von Herrn Eckelt wollen wir diesen Festumzug noch einmal Revue passieren lassen.




Einleitung

Im Namen des Festkomitees Mehrow und aller an der Realisierung dieser Festtage Mitwirkenden, erlauben wir uns, Sie, liebe Einwohner aus Mehrow, Eiche, Ahrensfelde, Berlin und den umliegenden Gemeinden nocheinmal, herzlichst zu begrüßen und zum Mitfeiern einzuladen.

Wir möchten ihre Aufmerksamkeit auf den nächsten Programmpunkt, den Festumzug lenken.

Der Festumzug versucht einen kleine historischen Abriss der geschichtlichen Entwicklung Mehrows zu plakatieren.

Musikalisch begleitet wird das teils mittelalterliche Treiben von der Gruppe FreyStil aus Schönow in ihren historischen Gewändern.


Bild-Nr.1: Urkunde der Ersterwähnung

Am Beginn des Festzuges sehen wir eine vergrößerte Kopie der Ersterwähnungsurkunde, die freundlicherweise von Herrn Eckelt aus Mehrow gefertigt wurde.

Diese erste bekannte Urkunde stammt aus dem Jahre 1327, genauer - dem 21. Mai d.J, einem Himmelfahrtstag. Darin verleiht der Markgraf Ludwig der Ältere an Herrn Reineke von Zehlendorf Hebungen, die zum Burglehn des Vorbesitzers Alverich von Schneitlingen gehörten. Die Verleihung der Hebungen in Mehrow kostete den Herrn Reineke von Zehlendorf ganze 5.000 Mark, so ist es in dieser Urkunde nachzulesen.


Die edlen Herren Alverich von Schneitlingen und Reinicke von Zehlendorf werden dargestellt von den Familien Eisold und Haseloff (aus Mehrow und Brück).
Ihr herrschaftliches Gefolge (berittenes Landvolk) wird dargestellt durch die Familie Heinrich aus Werneuchen.

Historisch erwähnenswert wäre desweiteren der Zug der Hussiten nach Bernau im Jahre 1432, der wahrscheinlich über diesen alten Straßenzug, der bei Köpenick das Spreetal durchquert und über Mahlsdorf, Hönow, Mehrow, Blumberg nach Bernau führte. (Eine straßenmäßige Anbindung nach Ahrensfelde bestand zu dieser Zeit noch nicht).

Auch eine neue Zeit brach an, die Reformation in Brandenburg anno Domini 1538. Der brandenburgische Markgraf Joachim bekennt sich zu der neuen christlichen Lehre des Martin Luther.


Bild-Nr.2: Dreißigjähriger Krieg

Der dreißigjährige Krieg hat in Brandenburg besonders schlimm gewütet. Durch Kriegshandlungen, Hungersnöte und Seuchen sind in den Jahren 1618 bis 1648 ganze Dörfer entvölkert wurden.

Waren in Mehrow im Jahre 1624 noch 9 Hüfner (gemeint sind Ackerstellenbesitzer mit 1000 bis 1600 qm Lands) , 3 Kossäten (slawische Pächter, hörige Bauern ohne eigenen Landbesitz), 1 Laufschmied und 1 Hirte verzeichnet, so wurden 1652 nur noch ein Bauer mit einem Knecht und 3 Kossäten gezählt.


An uns ziehen gezeichnete Menschen auf Wagen und zu Fuß vorüber, die von den nachfolgenden Reitervolk vermutlich maltretiert wurden. (Wieviel Jahre dauerte der Dreißigjährige Krieg eigentlich ?)

Darsteller sind die Mehrower Familien : Arlt, Dr. Marek , Rahlf, Dr. Unger und Familie Wünsche.

Herr König aus Trappenfelde als Kutscher stellt das Gespann, das Gefährt wurden von ihm eigens für diesen Anlass aus Buchholz vom Reiterhof Friese antransportiert. Als Berittene sehen wir Reiter des Reiterhof‘s Groke aus Ahrensfelde


Bild-Nr.3: um 1690 - Der Mehrower Weinberg

Es wird in der Chronik vermeldet, dass der von Herrn Britzke zu Britz angelegte Weinberg im Jahre 1690 wieder eingegangen ist. Was dafür die Ursache ist, das wissen wir leider nicht. Vielleicht war der Wein so säuerlich, dass er nicht trinkbar war.

Edelleute des Britzke zu Britz und eine Weinkönigin zu Pferde begleiten diese „wertvolle“ Fuhre.

Das Jahr 1690 war für Mehrow überhaupt ein schlechtes Jahr, denn nur noch 3 Bauern sind vorhanden, die Acker sind halb bewachsen, die Hütung ist gering und die Hofstätten liegen wüst.

(Anmerkung: Auch der Handwagen auf dem das „Weinfaß“ steht, hat seine Geschichte. Der verstorbene Bauer Gustav Micheel kam mit diesen Handwagen 1945 als Vertriebener aus der Neumark nach Mehrow.)

Darsteller: Reiterhof Klopsteg und seine Reitschüler.
Der Wagen wurde von Frau und Herrn Thiele gestellt und dekoriert.
Eine Kostprobe des Weines, der vielleicht gar nicht so herb ist, stellt die Firma Rahlf als 675-Jahr-Wein zur Verfügung.




Bild-Nr.4: Der Kirchenbrand in Mehrow, 1785

Durch einen Blitzschlag brannten am 17. September 1785 Turm und Kirche in Mehrow nieder. Nur die rußgeschwärzten Mauern standen noch. Keiner in Mehrow hatte die Brandentstehung bemerkt. Als die Feuerlohen zu sehen waren, konnte nur noch weniges gerettet werden, was in der Kirche war. Mehrow besaß zu dieser Zeit keine Feuerspritze, denn diese stand in Ahrensfelde und kam nicht zum Einsatz.

Darsteller: Freiwillige Feierwehr Mehrow
Die Miniatur der Mehrower Kirche wurde von Herrn Gatzke aus Trappenfelde in 8-wöchiger Fleissarbeit mit viel Liebe zu Detail gebaut.


Bild-Nr.5: Dörfliches Leben um 1800

Das Dorf Mehrow und das Gut hatte im Jahre 1801:
5 Ganzbauern, 1 Ganzkossäte, 3 Einlieger, Schmiede und Krug.

50 Morgen Holz waren verzeichnet. Die genutzte Fläche von Mehrow betrug 47 Hufen (ca 8000 qm). 13 Feuerstellen standen in Mehrow.

Darsteller: Familie Raetz aus Mehrow (Bauern mit landwirtschaftlichem einfachen Gerät, Holzfäller mit einfacher Säge etc.).


Bild-Nr.6: 1828 - Die Mehrower Dorfkirche bekommt neue Glocken

Durch ein Bittgesuch haben die Mehrower Geld für die Anschaffung neuer Kirchenglocken aufgetrieben, da „die alten Glocken gar erbärmlich klangen“.

Die zwei Glocken werden zur Kirche transportiert. Die kleinere der beiden Glocken ist nicht mehr vorhanden. Nur die große Glocke erfreut noch die Mehrower durch ihr Geläut.

Darsteller: Männer und Frauen der Kirchgemeinde Ahrensfelde-Mehrow.
Die zwei Glocken wurden von Herrn Eckelt „gegossen“ und landesweit im Fernsehen des ORB vorgestellt.
Der Wagen wurde von Herrn Berg zur Verfügung gestellt.


Bild-Nr.7: Bau der Schule im Jahre 1859

Ein Neubau der Dorfschule war erforderlich geworden, da das alte Schulhaus nicht mehr den Erfordernissen genügte.

Ein Lehrer Schröder hatte den Schulneubau angetragen und wirkte 51 Jahre als Lehrer in Mehrow. Sein Grabstein ist heute noch auf dem Mehrower Kirchhof zu sehen.

Eine vierklassige Schule bestand in Mehrow bis 1971.

Herr Konrad Lindholz (Sohn der letzten Lehrerin in Mehrow ) stellt den Dorfschullehrer zur damaligen Zeit dar. Seine Schulklasse besteht aus Kindern unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Herkunft, wie unschwer an den Kostümen erkennbar ist. Damals wurde noch die altdeutsche Schrift gebraucht.

Bild-Nr.8: Trappenfelde erhält seinen Namen

In diese Zeit fällt auch 1888 die amtliche Nennung von Trappenfelde. Die Namensnennung erfolgte wahrscheinlich aufgrund eines Vorkommens von Großtrappen. Die Großtrappe fand im Wappen von Mehrow seinen Platz.

Diesen Wagen gestalteten die Familien Klatt und Froh.


Bild-Nr.9: 1900 bis 1912 - Robert Stock ist Rittergutsbesitzer

Der Berliner Industrielle Robert Stock, der u.a. die DeTeWe gegründet hat verkauft um 1900 seine Fabriken und erwirbt mit diesem Kapital vier Landgüter, darunter das Rittergut Mehrow.

Um 1906 entwickelt Stock den sogenannten Motortragpflug, der später in Berlin gebaut und zu einem Verkaufsschlager wurde. Alte Traktoren, darunter eine Stock-Traktor von 1940 und eine Lanz-Bulldog verbildlichen diese Zeit.

Anmerkung: Die hier eingeplanten "Schlepperfreunde" aus Blumberg, haben uns schon drei Tage zuvor mit ihren Traktoren beehrt und für eine große Überraschung beim Robert-Stock-Abend gesorgt.
Ihre Stelle im Festumzug haben Reiter des Reiterhofs Wessel aus Mehrow-Trappenfelde übernommen, die in feinem Tuch und auf edlen Pferden vorführten, wie sich die Herrschaften von 100 Jahren vermutlich hier im Ort gezeigt haben.


Bild-Nr.10: Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Mehrow

Am 15. Juli 1934 wurde die Mehrower Freiwillige Feuerwehr gegründet.
Die Gründung fand auf dem Hof der Tochter des Stock, Anna Bothe, statt. Jetzt hatte Mehrow eine eigene Spritze, die leider nach Kriegsende nicht mehr auffindbar war. Heute hilft uns Ahrensfelde mit seiner Spritze aus.

Ein Großes Hallo den Kameraden der Feuerwehren aus Ahrensfelde und Mehrow.


Bild-Nr.11: Gründung der LPG "Morgenrot" in Mehrow

Im Jahre 1954 wurde die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft "Morgenrot“ in Mehrow gegründet.
Eine vordem bestehende LPG „Karl Liebknecht“ in Mehrow war Pleite gegangen und in einem sogenannten "Betrieb der Örtlichen Landwirtschaft“ aufgefangen.

Die LPG "Morgenrot“ wurde 1975 an die LPG Blumberg angeschlossen.

Traktoren mit alten Gerät symbolisieren die Zeit um 1954. Darsteller: Landwirt Herbert Häßler aus Trappenfelde und die Ahrensfelder Bauernfamilie Wegener.


Bild-Nr.12: Dorfkonsum Mehrow um 1960

In der DDR – Zeit hatte Mehrow auch einen Dorfkonsum, der ein breites Sortiment im Angebot führte. Für diese Szene konnten wir Frau Huth, eine ehemalige Verkäuferin in diesem Geschäft gewinnen.

Bild-Nr.13: Pomona und Kim: "Ein Appel und ein Ei"

In den 80er Jahren fand ein Grossteil der Einwohner Mehrows Beschäftigung in den landwirtschaftliche Grossbetrieben "Promona" und "KIM".
Pomona produzierte vor allem Obst und Gemüse, während die KIM "Kombinat der industriellen Mastproduktion", auch als "Eierfarm" bekannt , Eier und Broiler, auch Hähnchen - genannt , für das Umland lieferte.


Das dargestellte Motto ist:
Früher eine Million Eier nach Berlin, heute für einen Appel und ein Ei nach Ahrensfelde...
Unter Anspielung auf den bevorstehenden Anschluß an die Gemeinde Ahrensfelde und den damit verbundenen Verlust der 100 % igen Eigenständigkeit Mehrows.

Gestaltet wurde diese Thema von der Familie Hein – Mehrow.


Bild-Nr. 14: 1990 - Wiedereinrichtung der Bauernstellen

Ab 1990 wurden die LPG´en aufgelöst und es wurden wieder Bauernstellen eingerichtet.

In Mehrow waren es zwei Wiedereinrichter. Bauer Bree und die Erbengemeinschaft derer "von Helldorf". Mittlere Wiedereinrichter, wie Arno Buchholz aus Trappenfelde schlossen sich Agrargenossenschaften an.

Darsteller: Bauer Jürgen Bree mit moderner Landtechnik symbolisch für die anderen Wiedereinrichter aus Mehrow und Trappenfelde

Außerdem entstanden zu dieser Zeit zwei Reiterhöfe: die "Reitschule am Walde " Trappenfelde durch Frau Wessel und der Reiterhof "Klopsteg" in Mehrow, --- repräsentiert durch Herrn Meschelke aus Bad Freienwalde und einige Reiter der Reitschule "Am Walde".


Bild-Nr. 15: Mehrow wird 1999 Mitglied des Regionalparks Barnimer Feldmark e.V.

Die Erfolge der Mitgliedschaft im Regionalpark Barnimer Feldmark sind heute für alle im Ort sichtbar. Das sind u.a. die Gestaltung des Parks an der Lake, Landschaftspflegearbeiten im Territorium, die Gestaltung des Wanderwegenetzes nach der Vier-Wege-Netz-Konzeption des Landkreises, der Gehwegbau in der Dorfstraße, die denkmalpflegerische Arbeit und Instandsetzung der Kirchhofmauer sowie viele andere Aktivitäten für das Wohl der Gemeinde.

Hier der: Projektleiter und Gebietswegewart im Regionalpark Bernd Thiele mit einem umweltfreundlichen Fahrzeug (Elektro-Mobil)


Bild-Nr.16: Die Freiwillige Feuerwehr Mehrow der Neuzeit

Bis 1990 stand den Kameraden kein offizielles Fahrzeug für die Brandbekämpfung zur Verfügung. In den siebziger Jahren erwarb der damalige Gemeinderat einen Lkw „Garant“, der zum Löschfahrzeug umgebaut wurde.

Kameraden der Wehr symbolisieren in alten DDR-Uniformen per Fuß ihre „Einsatzbereitschaft“ aus vergangenen Zeiten.

Seit einigen Jahren unterstützt die Feuerwehr eine Cheerleadergruppe, die die Kameraden bei Wettkämpfen stimmungsvoll unterstützt. 1995 wurde eine Jugendfeuerwehr gegründet, die in der Folgezeit mit einem eigenen Löschfahrzeug ausgerüstet wurde. Das Löschfahrzeug der Jugendfeuerwehr Mehrow beschließt den Festumzug, der die Geschichte Mehrows widerspiegelte.